Trumps Kotau

Trump will auf Putin zugehen. Doch Putin verlangt mehr.

Donald Trump ist wütend auf Wladimir Putin. Das allein wäre noch keine Nachricht. Interessant wird es erst, wenn man sich fragt: Warum eigentlich? Denn Trumps Verärgerung entspringt nicht etwa einem plötzlichen Sinneswandel oder einer neuen Härte gegenüber dem Kreml. Vielmehr ist es Frustration – über die Tatsache, dass Putin ihm nicht entgegenkommt, obwohl Trump es ihm so einfach wie möglich machen will.

Der finnische Präsident Alexander Stubb beschreibt es diplomatisch: Trump verliere die Geduld mit Putin, aber in die richtige Richtung. Doch was wie eine vorsichtige Abkehr vom Kreml aussieht, ist in Wahrheit das Resultat eines einseitigen Annäherungsversuchs, der ins Leere läuft. Trump möchte mit Putin verhandeln, möglichst schnell, möglichst direkt, und möglichst ohne Bedingungen. Sein Ziel: ein symbolischer Erfolg, den er innenpolitisch verkaufen kann – etwa ein persönliches Treffen oder ein begrenzter Waffenstillstand.

Doch Putin blockt. Und das nicht aus Missverständnis, sondern aus Kalkül. Zweimal schon hat er Trumps Vorschläge für eine Feuerpause abgelehnt. Und jedes Mal hat Trump anschließend versucht, diese Ablehnung zu relativieren. Statt Konsequenzen zu ziehen, biegt er sich die Realität zurecht – in der Hoffnung, dass Putin sich vielleicht beim nächsten Gespräch doch bewegen lässt.

Nun wird deutlich: Putin spielt nicht mit. Er fordert mehr. Mehr Nachgiebigkeit. Mehr einseitige Gesten. Mehr geopolitische Unterwerfung. Wenn Trump etwas erreichen will, dann nur zu Bedingungen, die fast schon wie ein öffentlicher Kotau wirken würden: keine weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine, Aufhebung alter Sanktionen, vielleicht sogar ein offizieller Bruch mit Kiew. Erst dann, so scheint es, würde Putin überhaupt in Erwägung ziehen, Trump einen diplomatischen Erfolg zu gönnen.

Und genau das bringt Trump in Rage. Denn er merkt, dass er in einer Falle steckt. Er will keine neue Konfrontation mit Russland – aber auch keinen innenpolitischen Schaden durch offene Unterwerfung. Er will eine Verhandlungsshow, ohne den Preis zu zahlen, den Putin verlangt. Doch der Kremlführer denkt gar nicht daran, ihm diesen Gefallen zu tun. Im Gegenteil: Er reizt Trump, testet seine Geduld, lässt ihn zappeln. Eine Machtdemonstration, die wirkt.

Wird Trump in Erwartung eines Gipfels womöglich neue Hilfen für die Ukraine blockieren? Wird er seine Linie gegenüber Moskau weiter abschwächen, um ein Treffen nicht zu gefährden? Erinnerungen an frühere Treffen zwischen den beiden werden wach – an die seltsame Dynamik psychologischer Unterordnung, die Trump stets an den Tag legte, wenn er auf Putin traf. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, er erhoffte sich Anerkennung – oder gar eine Art väterliches Lob.

Vier Punkte scheinen mir sicher zu sein:

  1. Trump wird Putin anrufen

  2. Trump wird betteln

  3. Putin wird ablehnen

  4. Trump wird es klein reden