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Trumps heimlicher Draht zu Putin
Warum die neuen Verhandlungen zwischen Washington und Moskau eher Illusion als Hoffnung sind
Es war eine jener Entwicklungen, die man zunächst kaum beachtet hätte: Steve Witkoff, Sondergesandter von Donald Trump, reiste erneut nach Moskau und traf sich mit Wladimir Putin. Eine Szene, die fast schon Routine geworden ist – und doch ein bedeutendes Signal inmitten des anhaltenden Krieges in der Ukraine. Die offizielle russische Reaktion fiel minimalistisch aus: Yuri Ushakov, Putins außenpolitischer Berater, ließ verlauten, es sei über eine Wiederaufnahme russisch-ukrainischer Verhandlungen gesprochen worden. Aber was bedeuten solche Worte noch, wenn sie von einer Seite kommen, die längst gelernt hat, die Sprache der Irreführung perfekt zu beherrschen?
Interessanterweise führte Witkoffs Weg im Anschluss nicht etwa nach Hause, sondern nach Oman, zu Gesprächen mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi. Dort geht es um nicht weniger als ein neues Abkommen zur friedlichen Nutzung der Kernenergie durch den Iran – eine Lösung, bei der sogar die Übergabe angereicherter Materialien an Russland auf dem Tisch liegt. Dass Russland hier als möglicher Partner erscheint, illustriert einmal mehr: Putin bleibt in den globalen Machtspielen ein unverzichtbarer Akteur – zumindest für jene, die glauben, auf seine Kooperation angewiesen zu sein.
Man könnte sich fragen: Was erhält Russland im Gegenzug? Die Antwort scheint simpel und gleichzeitig fatal: stillschweigendes Einverständnis für seinen brutalen Krieg gegen die Ukraine. Sollte es gelingen, einen Waffenstillstand auf Kreml-Bedingungen zu erreichen, könnte Moskau bei der Iran-Frage mitspielen und vielleicht sogar auf die Freilassung israelischer Geiseln hinwirken. Eine perfide Logik, die zeigt, dass für Trump und seine Emissäre Stabilität im Nahen Osten wichtiger sein könnte als Gerechtigkeit für die Ukraine.
Doch selbst diese zynische Rechnung gerät ins Wanken. Trump soll Putin klargemacht haben, dass ein Fortsetzen der Angriffe auf ukrainische Städte die Verhandlungen zum Scheitern bringen könnte. Eine überraschende Härte? Wohl eher ein taktisches Manöver, denn wie aus Reuters-Berichten hervorgeht, kursieren amerikanische Vorschläge, die auf eine faktische Anerkennung der russischen Kontrolle über die Krim und andere besetzte Gebiete hinauslaufen – natürlich gewürzt mit Versprechen wirtschaftlicher Hilfen und Sicherheitsgarantien für die Ukraine.
Doch gerade an diesem Punkt zeigt sich, wie unrealistisch solche Pläne sind. Könnten die USA wirklich offen territoriale Zugewinne Russlands anerkennen, ohne gegen ihr eigenes Recht zu verstoßen? Die Zweifel sind mehr als angebracht. Europa verfolgt derweil einen differenzierteren Ansatz: Rückführung verschleppter Kinder, Gefangenenaustausch, Wiederaufbau mit eingefrorenen russischen Vermögen – Maßnahmen, die auf eine langfristige Stabilisierung und aufrechtzuerhaltende Rechtsprinzipien abzielen.
Doch all diese Vorschläge bleiben letztlich Luftschlösser, solange Russland selbst keine Bereitschaft zeigt, den Krieg zu beenden. Der Einfluss der USA schwindet, die Allianz Moskaus mit China und dem Globalen Süden sichert Putin die nötige Rückendeckung. Unter diesen Bedingungen erscheint die Perspektive eines echten Friedensabkommens wie eine Illusion. Realistischer ist vielmehr ein eingefrorener Konflikt, begleitet von ständigen Scharmützeln, Bombardements und menschlichem Leid – ein Szenario, das eher an Korea, Syrien oder Israel erinnert als an eine klassische Kriegsbeendigung.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der fragile Balanceakt zwischen Trump, Putin und dem Iran schon durch ein einziges unvorhergesehenes Ereignis zerbrechen könnte. Eine neue Eskalation zwischen Indien und Pakistan etwa – ein mögliches Schreckensszenario, das Amerikas Aufmerksamkeit und Ressourcen sofort binden würde.
Und so bleibt am Ende die ernüchternde Frage: Wie lange wird die Welt noch bereit sein, Illusionen zu pflegen, anstatt der Realität ins Auge zu blicken?