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Trumps Demütigungen im Oval Office
Nach dem Eklat mit Selenskyj folgt der nächste diplomatische Eklat – diesmal trifft es Cyril Ramaphosa.
Es ist kaum verwunderlich, dass nach dem berüchtigten Eklat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nun ein weiterer internationaler Skandal das Weiße Haus erschüttert. Dieses Mal traf es Cyril Ramaphosa, den Präsidenten Südafrikas – und obwohl er perfekt Englisch spricht, souverän auftritt und sogar mit Wladimir Putin sowie Xi Jinping gut vernetzt ist, schützte ihn das nicht vor Trumps herablassender Inszenierung.
Schon in den ersten Minuten zeichnete sich ab, dass das Gespräch nicht auf Augenhöhe verlaufen würde. Donald Trump, der sich gern als respektierte Autorität geriert, zeigte einmal mehr, dass dieser Respekt nur in eine Richtung funktioniert – nämlich zu ihm selbst. Ramaphosa, obgleich mit tadellosem Anzug und unaufgeregter Körpersprache, wurde von Trump scharf angegangen. Der Vorwurf? Ein angeblicher Genozid an weißen Farmern in Südafrika. Trump zeigte sogar Videoaufnahmen, die diesen Vorwurf untermauern sollten – Aufnahmen, die internationale Medien längst als irreführend entlarvt hatten. Dass Ramaphosa ruhig widersprach und auf die generelle Kriminalitätslage in Südafrika hinwies, half wenig. Trump ließ keine Differenzierung gelten.
Das Muster ist bekannt: Wer Putins Verbrechen benennt oder sich Trumps Weltbild nicht unterordnet, wird zur Zielscheibe. Wer hingegen autoritäre Führer hofiert – wie es Putin und Xi tun –, darf mit Respekt rechnen. Dass ausgerechnet Elon Musk ebenfalls anwesend war, machte die Szenerie nur noch absurder. Besonders, weil Trump die Auflösung der von Musk zerschlagenen Entwicklungsagentur USAID begeistert lobte.
Die Szene wirft ein grelles Licht auf das neue Machtverständnis im Weißen Haus. Die US-Außenpolitik richtet sich zunehmend an den Interessen der Autokraten aus. Wer als Demokrat auftritt, wird erniedrigt – wer Stärke im autoritären Sinne verkörpert, wird hofiert.
Es ist daher keine Übertreibung, wenn man sagt: Im Oval Office gibt es nur noch zwei Gäste, die auf respektvollen Umgang hoffen dürfen – Putin und Xi. Für alle anderen heißt ein Besuch bei Trump, sich potenziell zum Gespött der Weltöffentlichkeit machen zu lassen. Man könnte sich fragen: Wie lange werden Staatschefs noch bereit sein, sich dieser Demütigung auszusetzen?