Trump will im Spiel bleiben – ohne Einsatz

Der neue Ressourcen-Deal mit der Ukraine ist kein Bekenntnis, sondern ein taktischer Schutz vor Gesichtsverlust.

Donald Trump hatte seine Chance. Monate lang floss militärische Hilfe aus Washington in Richtung Kiew – genehmigt vom alten Kongress, abgesegnet von der Biden-Administration. Es war ein Zeitfenster, in dem Trump glaubwürdig hätte sagen können: „Ich sorge für Frieden – schnell, effizient, ohne weitere Waffenlieferungen.“ Doch Trump nutzte diese Chance nicht. Er lavierte, attackierte Selenskyj, sprach Putins Sprache – und wartete offenbar auf ein Signal aus Moskau. Das kam nicht.

Jetzt, im Mai 2025, ist dieses Zeitfenster fast geschlossen. Im September laufen die letzten von Biden bewilligten Hilfen aus. Danach wäre Trump, allein verantwortlich für jede Form amerikanischer Unterstützung. Doch statt Klarheit zu schaffen oder eine neue Linie zu formulieren, wählt er einen Umweg – und dieser trägt den Namen „Rohstoffabkommen“.

Was auf dem Papier wie eine engere wirtschaftliche Kooperation mit der Ukraine aussieht, ist in Wahrheit ein politischer Schutzschild. Ein Deal, der es erlaubt, weiter mitzureden, ohne etwas zu bezahlen. Die USA liefern Waffen – aber nicht als Geschenk, sondern gegen Bezahlung. Kein Budget, keine neuen Hilfspakete, keine politische Rechenschaft. Nur ein Geschäftsmodell, das man der eigenen Wählerschaft als kluges „America First“-Manöver verkaufen kann. Waffen raus, Dollar rein. So bleibt Trump im Spiel, ohne dass ihm das Mitspielen etwas kostet.

Denn darum geht es im Kern: Trump darf nicht wie jemand wirken, der sich verkalkuliert hat. Nachdem seine Annäherungsversuche an Moskau ignoriert wurden, braucht er einen neuen Hebel, um außenpolitisch präsent zu bleiben. Der Ressourcen-Deal ist dieser Hebel. Er sichert amerikanische Relevanz – nicht durch Einfluss oder Strategie, sondern durch industrielle Infrastruktur. Solange amerikanische Waffen produziert und verkauft werden, bleibt Washington im Spiel. Nicht aus Überzeugung, sondern aus Verwertungslogik.

Für die Ukraine ist das eine ambivalente Situation. Einerseits endet die Phase großzügiger Hilfe, andererseits eröffnet sich eine neue, nüchternere Form der Unterstützung: Marktlogik statt Solidarität. Es ist kein warmer politischer Rückenwind, sondern ein kühler ökonomischer Luftzug. Doch besser als nichts – und vielleicht sogar stabiler.

Trump hat also nicht seine Haltung geändert. Er hat sich lediglich eine Brücke gebaut, um aus dem Scherbenhaufen seiner Russland-Strategie nicht als gescheiterter Spieler hervorzugehen. Der Deal ist sein Mantel gegen den politischen Gesichtsverlust. Und solange niemand genau hinschaut, könnte das sogar funktionieren.

Die Frage bleibt: Reicht es, mit dem bloßen Angebot von Waffenlieferungen im Gespräch zu bleiben? Oder braucht eine Großmacht mehr als nur die Rolle eines Waffenhändlers, um ernsthaft als Friedensvermittler auftreten zu können?