Verhandlungen in der Sackgasse – und Putin gefällt das

Warum der Kreml nicht verhandelt, sondern inszeniert – und Trump trotzdem mitspielt

Hundert Tage ist Donald Trump nun wieder im Amt – und in dieser Zeit ist auf der diplomatischen Bühne kaum mehr passiert als ein symbolisches Schachspiel ohne Bewegung. Die Verhandlungen zwischen den USA und Russland über einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg stecken nicht nur fest, sie sind offenbar gezielt ins Leere geführt worden. Der russische Präsident Wladimir Putin hat deutlich gemacht, dass er nur dann eine Feuerpause in Betracht zieht, wenn sich die ukrainischen Truppen vollständig aus jenen Gebieten zurückziehen, die Russland völkerrechtswidrig annektiert hat: Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Kurz: Putin will einen Waffenstillstand – aber nur zu Bedingungen, die einem ukrainischen Rückzug gleichkommen. Ohne Kampf. Ohne Verhandlung. De facto eine Kapitulation.

Trump wiederum scheint zu hoffen, dass sich Putin durch direkte Gespräche erweichen lässt. Doch die Realität spricht eine andere Sprache: Schon zweimal hat Trump persönlich zum Telefon gegriffen – und beide Male wurde er abgewiesen. Es ist also schwer zu glauben, dass ein weiteres Gespräch auf höchster Ebene zu einem echten Durchbruch führen würde. Viel eher scheint es, als nutze Putin den diplomatischen Austausch zur Imagepflege, ohne je echte Zugeständnisse zu machen.

In Wahrheit ist der Kreml gar nicht an einem Kompromiss interessiert. Die Gespräche sind Teil einer zermürbenden Strategie: Während auf dem Schlachtfeld Blut fließt, spielt man auf dem diplomatischen Parkett den Friedensstifter. Doch hinter den Kulissen geht es einzig darum, den Westen in Verhandlungen zu verwickeln, die letztlich nichts ändern – außer der internationalen Wahrnehmung. Und genau das ist der gefährlichste Punkt: Diese Gespräche sind keine Lösungssuche, sie sind ein Spiel mit der Hoffnung der Anderen. Für Putin zählen nicht Vereinbarungen, sondern das Momentum: Er will, dass der Westen nachgibt – oder sich selbst verliert.

Im Weißen Haus wird dennoch weiter gehofft. Trump hat angekündigt, sich erst nach dem 9. Mai zu den Gesprächen final zu positionieren. Nicht zufällig fällt dieses Datum auf den „Tag des Sieges“ in Russland – ein sakraler Feiertag für Putin, der seit Jahren zur Darstellung russischer Großmachtinszenierungen genutzt wird. Doch bislang gibt es keinerlei Anzeichen, dass der Kreml an diesem Tag einen echten Schritt Richtung Frieden unternehmen würde. Viel wahrscheinlicher ist, dass es – wie so oft – bei einer einseitig ausgerufenen, symbolischen Waffenruhe bleibt, die schnell wieder gebrochen wird. So wie schon beim „Osterfrieden“.

Washington steht also vor einer unangenehmen Wahl: Entweder man erkennt an, dass diese Verhandlungen keine Ergebnisse bringen – und setzt stattdessen wieder voll auf militärische Unterstützung für die Ukraine, inklusive gezielter Angriffe auf russische Infrastruktur und verschärfter Wirtschaftssanktionen. Oder man spielt Putins Spiel weiter mit, lässt sich von wirtschaftlichen Lockangeboten einlullen und hofft auf einen Kompromiss, den es so vermutlich nie geben wird.

Denn letztlich sind es die maximalistischen Bedingungen des Kremls, die jede Verhandlung zur Farce machen. Putin verlangt den Rückzug der Ukraine aus eigenem Territorium. Das ist nicht nur eine politische Unmöglichkeit, sondern auch eine strategische Falle. Wer diesen Punkt akzeptiert, stellt das Völkerrecht zur Disposition – und öffnet die Tür für künftige Annexionen, nicht nur in der Ukraine.

Die bittere Pointe dabei: Während Putin mit Figuren wie Kirill Dmitrijew den Verhandlungszirkus organisiert, bleibt Trump nichts anderes übrig, als sich an einem Prozess zu beteiligen, der längst zur Bühne geworden ist. Eine Bühne, auf der nicht verhandelt, sondern verschleiert wird. Man könnte sich fragen: Wer führt hier eigentlich wen vor?

Oder anders gesagt: Wann erkennt der Westen endlich, dass mit einem Gegner, der keinen Frieden will, auch kein Kompromiss zu machen ist?