Lawrow führt Trump vor – und der Kreml setzt auf Krieg

Russlands Außenminister zeigt, wie ernst Moskau Trumps Friedensvorschläge wirklich nimmt – nämlich gar nicht.

Lawrows Aussagen offenbaren die strategische Linie des Kremls: Verhandlungen dienen nicht der Konfliktlösung, sondern der Kriegsverlängerung. Warum Trumps Vorschläge in Moskau auf taube Ohren stoßen – und was das für die Ukraine bedeutet.

Manchmal genügen wenige Worte, um die gesamte politische Lage zu entlarven – so wie jetzt im Interview von Sergej Lawrow mit amerikanischen Journalisten. Dort machte Russlands Außenminister unmissverständlich klar, dass der Kreml keinerlei Interesse daran hat, real auf Donald Trumps Vorschläge zur Beendigung des russisch-ukrainischen Krieges einzugehen. Die Ablehnung war nicht einmal verklausuliert – sie war eiskalt und überdeutlich.

Lawrow ließ erkennen, dass Putin durchaus bereit sei, Trumps Idee eines "bedingungslosen Waffenstillstands" zu unterstützen. Allerdings – welch Überraschung – nur unter der Bedingung, dass der Westen in dieser Zeit die Waffenlieferungen an die Ukraine einstellt. In der Logik des Kremls wird also aus einem "bedingungslosen" schnell ein "für Russland vorteilhafter" Waffenstillstand. Was hier als Friedensangebot präsentiert wird, ist nichts anderes als eine Falle: Während die Ukraine demilitarisiert würde, könnte Russland in aller Ruhe neue Offensiven vorbereiten. Die Pause wäre keine Geste des guten Willens – sie wäre der Atemzug vor dem nächsten Schlag.

Besonders aufschlussreich war Lawrows Reaktion auf Trumps Rügen wegen der Angriffe auf zivile Ziele. Trumps Appell „Wladimir, stopp“ mag in den USA für Schlagzeilen gesorgt haben – in Moskau sorgte er lediglich für zynisches Schulterzucken. Lawrow wischte die Kritik beiseite und behauptete, Russland greife ausschließlich militärische Objekte oder von Militärs genutzte zivile Infrastrukturen an. Ein diplomatischer Taschenspielertrick: Was als Schule oder Krankenhaus erkennbar ist, wird kurzerhand zur "Militäreinrichtung" deklariert. Es wird also weiterhin bombardiert – nur das Narrativ wird angepasst.

Auch beim Thema Saporischschja zeigte Lawrow, wie wenig sich Russland um internationale Forderungen schert. Die Kontrolle über das größte Atomkraftwerk Europas, so erklärte er kalt, liege bei Rosatom – und daran werde sich nichts ändern. Angesichts der prekären Sicherheitslage eine kaum zu überbietende Provokation. Statt über eine Rückgabe oder internationale Kontrolle zu sprechen, forderte Lawrow im Umkehrschluss von den USA, die Ukraine davon abzuhalten, sich gegen russische Besatzung zu wehren. Ein bemerkenswerter Zynismus.

Genauso eindeutig fiel die Absage an jegliche Gespräche über die annektierten Gebiete aus. Für Moskau ist die Krim ebenso wie die besetzten Regionen im Osten der Ukraine russisches Staatsgebiet – Punkt. Verhandlungen darüber? Ausgeschlossen. Selbst der Hauch einer Bereitschaft, über diese Themen zu sprechen, existiert nicht. Dasselbe Muster zeigt sich bei allen anderen amerikanischen Initiativen: Ignorieren, verzögern, aushöhlen.

Während in westlichen Hauptstädten noch akademisch diskutiert wird, welche Kompromissformeln möglich wären, zeigt Russland keinerlei Interesse, auch nur einen Millimeter auf Vorschläge einzugehen. Lawrow machte deutlich: Der Kreml sieht die Friedensgespräche nicht als Verhandlungsbasis, sondern als Nebelwand, hinter der der Krieg ungehindert weiterlaufen kann.

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich in Moskau ein Umdenken anbahnt. Kein Zweifel, keine echte Bereitschaft zur Deeskalation. Lawrows Interview war deshalb weniger ein diplomatisches Statement als vielmehr eine Diagnose: Russland will diesen Krieg fortsetzen – und es nutzt jede Gelegenheit, um die westlichen Akteure in langwierige Scheinverhandlungen zu verwickeln.

Man könnte meinen, dass Trump allmählich spürt, dass er hier eine Nebenrolle in Putins Skript spielt. Doch ob ihm auch klar wird, dass seine Bemühungen um eine schnelle "Verhandlungslösung" Moskau letztlich nur in die Hände arbeiten? Eine unbequeme Wahrheit, über die es sich nachzudenken lohnt.