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Selenskyj zwingt Trump Putin zu kritisieren
Warum es richtig ist Trump unter Druck zu setzen
Die jüngsten Angriffe Putins auf die Ukraine haben Donald Trump aus seiner demonstrativen Zurückhaltung gerissen. Erst nach Tagen des Schweigens, als die Raketen bereits Kiew und andere Städte verwüsteten, meldete sich der Präsident der Vereinigten Staaten zu Wort – sichtlich genervt, aber nicht wirklich entschlossen. “Ich bin unzufrieden mit dem, was Putin tut”, ließ er verlauten, während er vom Golfplatz zurückkehrte. Eine bemerkenswert zögerliche Reaktion, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet.
Interessant ist dabei vor allem, wie Trump die Schuldzuweisungen verteilt: Putin sei „verrückt geworden“, töte ohne Grund viele Menschen, darunter Zivilisten, und bringe damit nicht nur Russland selbst in Gefahr. Doch in demselben Atemzug attackiert Trump auch Selenskyj – als würde der ukrainische Präsident das Chaos in den amerikanischen Medien noch vergrößern, anstatt einfach zu schweigen. Ein erstaunlicher Spagat, der zeigt, wie sehr Trump nicht nur um die Eskalation in Osteuropa, sondern auch um seine eigene Reputation besorgt ist.
Man könnte fast sagen, Trump sieht sich selbst als Geisel von Putins Gewaltexzessen. Denn die Angriffe auf die Ukraine beschädigen auch sein Image als vermeintlicher Friedensstifter, der in der Lage wäre, alles mit einem Handschlag zu regeln. Putins Eskalation wirft ein grelles Licht auf Trumps eigene Versprechen – und zwingt ihn, Stellung zu beziehen, auch wenn ihm das sichtlich widerstrebt.
Gleichzeitig versucht Trump, Selenskyj den Mund zu verbieten. Er will offenbar verhindern, dass der ukrainische Präsident zu laut an das Gewissen der Weltöffentlichkeit appelliert. Eine bemerkenswerte Parallele zu Putins Kalkül: Auch der Kremlführer testet, wie weit er gehen kann, ohne den Westen endgültig zu zwingen, ernsthafte Konsequenzen zu ziehen. Es ist eine makabre Inszenierung, in der die Opfer – die Menschen in der Ukraine – kaum noch erwähnt werden.
Doch darin liegt auch eine Lehre: Die Angriffe auf Selenskyj zeigen, dass Trump selbst ein Präsident bleibt, der nur Respekt für Stärke empfindet. Wer ihn kritisiert oder öffentlich in Frage stellt, wird brüsk zurechtgewiesen – selbst wenn es um das moralisch Notwendige geht. Und hier liegt die bittere Ironie: Selenskyjs Appelle, die Welt dürfe nicht wegschauen, sind genau das, was der Westen hören muss – auch wenn es Trump nicht gefällt.