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Russlands Vernichtungskrieg eskaliert: Die Ukraine soll von der Landkarte verschwinden
Was wir aus den Worten von Medwedtschuk ablesen können

Während sich der Westen in illusionären Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung wiegt, vollzieht sich in Moskau eine verhängnisvolle Verschärfung der Kriegsziele. Putins ursprünglicher Plan, die Ukraine zu einem Vasallenstaat zu degradieren, wird durch ein noch radikaleres Ziel ersetzt: die vollständige Tilgung der ukrainischen Staatlichkeit. Die neuesten Äußerungen des Putin-Verbündeten Wiktor Medwedtschuk lassen keinen Zweifel daran, dass der Kreml nun darauf abzielt, die gesamte Ukraine in die Russische Föderation einzugliedern.
Medwedtschuk: Putins Mann in der Ukraine – vom Strippenzieher zum Verräter
Wiktor Medwedtschuk ist nicht einfach nur ein prorussischer Politiker, sondern die zentrale Figur im Netzwerk russischer Einflussnahme in der Ukraine. Als langjähriger Vertrauter Wladimir Putins und Pate von dessen Tochter galt er als der wichtigste politische Vermittler des Kremls in Kiew. Schon während seiner Zeit als Chef der Präsidialverwaltung unter Leonid Kutschma (2002–2005) nutzte er seinen Einfluss, um die Ukraine auf russischen Kurs zu bringen und westliche Integrationstendenzen zu sabotieren.
Nach der Revolution der Würde 2014 wurde Medwedtschuk zum Hauptakteur der russischen Hybridkriegsführung gegen die Ukraine. Als Vorsitzender der Oppositionsplattform – Für das Leben (OPZH), einer Partei, die enge Verbindungen zu Moskau pflegte, betrieb er aktiv die politische Destabilisierung des Landes. Unter seiner Führung entwickelte sich die OPZH zu einem Sprachrohr des Kremls, das westliche Sanktionen kritisierte, die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine verhinderte und die völkerrechtswidrige Annexion der Krim de facto legitimierte.
Doch Medwedtschuk war nicht nur ein politischer Akteur – er war ein Mittelsmann des Kremls, der russische Interessen direkt in die ukrainische Politik einbrachte. Seine Medienholding verbreitete systematisch prorussische Propaganda, während er gleichzeitig als Schlüsselfigur in illegalen Geschäftsoperationen zwischen Russland und den von Moskau kontrollierten Separatistengebieten im Donbass diente.
Im Jahr 2021 wurde Medwedtschuk schließlich von der ukrainischen Regierung wegen Hochverrats angeklagt. Das war damals der Moment, wo ich wusste, dass ein großer Krieg unvermeidbar war - Zelensky hatte sich offen gegen Putins Mann in der Ukraine gestellt und Putin konnte es politisch nicht verhindern. Es blieb nur noch die militärische Karte. Aber zurück zu 2021.
Die Ermittlungen ergaben, dass er an der Finanzierung der russischen Besatzungstruppen beteiligt war und sensible Informationen an den russischen Geheimdienst weitergeleitet hatte. 2022 wurde er nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine festgenommen, nachdem er versucht hatte, aus dem Land zu fliehen. Damals gingen diese Bilder um die Welt. Vielleicht könnt ihr euch noch erinnern. Die ukrainische Uniform trägt er übrigens, weil die Russen ihn so unerkannt aus dem Land schmuggeln wollten.
Später wurde er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs (gegen Asowstal-Kämpfer) nach Russland überstellt – und ist seither ein offener Propagandist für den russischen Angriffskrieg und jetzt auch noch für die totale Zerschlagung der Ukraine.
Medwedtschuks Aufsatz: Die ideologische Grundlage für die totale Annexion
In einem im Februar veröffentlichten Artikel spricht Medwedtschuk nicht mehr von einer bloßen Einflussnahme oder einer russlandfreundlichen Regierung in Kiew. Vielmehr negiert er offen die Existenz der Ukraine als souveränen Staat und fordert direkt ihre vollständige Eingliederung in die Russische Föderation.
Medwedtschuk bezeichnet die ukrainische Unabhängigkeit als „historischen Fehler“, den Russland durch eine vollständige Besetzung des Landes korrigieren müsse. In dem Text ruft er Putin auf, „seine historischen Gebiete zurückzuholen“, und präsentiert dabei eine Karte, die alle ukrainischen Regionen östlich von Lwiw, Ternopil und Czernowitz als Teil eines „historischen Russlands“ darstellt. Damit ist die Ukraine aus Medwedtschuks Sicht nichts weiter als eine geopolitische Anomalie, die durch russische Expansion „bereinigt“ werden muss.
Noch perfider ist Medwedtschuks Rhetorik über die Bevölkerung der Ukraine. Die Bürger des Landes bezeichnet er als „moderne Barbaren“, die Putin „retten“ müsse – eine Formulierung, die frappierend an die imperiale Sprache der russischen Kolonialherrschaft erinnert. Gleichzeitig übernimmt er ein weiteres zentrales Narrativ des Kremls, indem er behauptet, die westliche Unterstützung für die Ukraine sei nichts anderes als ein Plan, Russland von innen heraus zu zerstören.
Von der Marionettenregierung zur totalen Annexion
Noch 2022 spielte Medwedtschuk mit der Aussicht, als Putins Statthalter in einer formal weiter existierenden Ukraine zu regieren – eine Strategie, die an das sowjetische Modell von Satellitenstaaten erinnerte. Doch dieser Plan scheint verworfen. Stattdessen propagiert Medwedtschuk nun offen, dass Russland „ursprünglich russische Gebiete“ zurückholen müsse. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die Absicht, die Ukraine in Einzelregionen zu zerlegen und direkt in die Russische Föderation einzugliedern.
Diese Ideologie ist kein bloßes Hirngespinst eines Einzelnen, sondern reiht sich ein in eine Serie von Äußerungen und Handlungen des Kremls, die darauf abzielen, die Ukraine als politische Entität zu eliminieren. Sie unterstreicht, dass Russland keinen Krieg um Territorien führt, sondern einen Krieg gegen die Existenz der Ukraine als Nation.
Die geopolitische Blockade: China als unerwartetes Hindernis?
Die entscheidende Frage bleibt: Wer könnte Putin jetzt noch aufhalten? Der Westen? Kaum. Die bisherigen Reaktionen zeigen, dass Europa und die USA vor einem totalen Krieg mit Russland zurückschrecken und sich mit der Verteidigung der Ukraine schwertun. Das größte Hindernis für Putins neuen Plan könnte ausgerechnet aus Peking kommen.
China betrachtet sich als Garant der „Staatlichkeit“ von Belarus und der Ukraine. Doch hier muss man genau hinsehen: Peking verteidigt nicht die Souveränität dieser Länder – das interessiert Xi Jinping nicht. Es geht allein um die geopolitische Ordnung, die China im post-sowjetischen Raum aufrechterhalten will. Russland darf sich diese Staaten unterwerfen, sie wirtschaftlich und militärisch dominieren, sie in Knechtschaft halten – aber nicht von der politischen Landkarte tilgen. Eine völlige Eingliederung der Ukraine in die Russische Föderation würde einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen: Dann könnte auch China nicht mehr argumentieren, dass Taiwan „nur eine abtrünnige Provinz“ sei, wenn Moskau ganze Länder ausradiert.
Doch wird Peking Putin tatsächlich bremsen? Das bleibt fraglich. China spielt ein doppeltes Spiel: Es profitiert vom Krieg, indem es Russland als schwachen Partner hält, während es sich gleichzeitig als stabilisierende Macht im globalen Süden inszeniert. Solange Peking keine klaren roten Linien gegen Moskaus Eskalation zieht, wird Putin weitergehen.
Der Westen muss endlich verstehen: Es gibt keine Kompromisslösung
Diese Entwicklungen zwingen den Westen zur bitteren Erkenntnis: Es gibt keine wie auch immer geartete „Verhandlungslösung“ mit Putin. Der russische Diktator verfolgt keine territorial begrenzten Kriegsziele, sondern eine Vernichtungsagenda gegen die Ukraine als Nation. Wer immer noch glaubt, Putin werde sich mit begrenzten Gebietsgewinnen zufriedengeben oder in einen stabilen Frieden eintreten, ignoriert die brutale Realität: Russland will die Ukraine nicht besetzen – es will sie auslöschen.
Solange der Westen nicht bereit ist, dieser Bedrohung mit absoluter Härte entgegenzutreten, wird Putin weiter eskalieren. Es gibt nur eine Antwort: Maximale militärische Unterstützung für die Ukraine, umfassende Wirtschaftssanktionen gegen Russland und die unmissverständliche Botschaft, dass die westliche Welt den Zerfall der Ukraine niemals akzeptieren wird. Alles andere ist Selbsttäuschung – mit katastrophalen Folgen für die gesamte europäische Sicherheitsordnung.