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Russlands Eskalationsstrategie – Europas Illusionen im Test
Vor zwei Wochen hatten Merz, Tusk, Starmer und Macron ein Ultimatum an Russland gestellt – Waffenruhe bis Donnerstag oder Sanktionen gemeinsam mit den USA. Doch wie immer ließ Russland sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Die Angriffe wurden noch brutaler, als wollte Putin mit aller Deutlichkeit zeigen, dass Worte ohne Macht nur Schall und Rauch sind.
Was dann folgte, war typisch für die westliche Antwort: keine entschlossene Härte, sondern ritualisierte Sanktionen, die eine Woche später wie ein Pflichtprogramm abgewickelt wurden. Ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte westlicher Reaktionen – scharf in der Rhetorik, doch kalkulierbar in ihrer Wirkung.
Für Moskau war das die perfekte Gelegenheit, um dem Westen zu demonstrieren, wie wenig er aus vergangenen Fehlern gelernt hat. Denn solange die Europäer glauben, man könne mit Sanktionen oder Verhandlungen einen Aggressor besänftigen, solange bleibt Putins Kalkül unangetastet.
Dabei ist längst klar, dass Russland auf ein anderes Drehbuch setzt – das tschetschenische Modell. Putin will nicht verhandeln, sondern brechen: eine Gesellschaft zermürben, bis sie nicht mehr an Widerstand denkt, sondern nur noch an ihr Überleben. Jeder Angriff auf Kiew, jedes zerstörte Wohnhaus ist Teil dieser Strategie, die bereits in Grosny funktionierte. Und so lange der Westen an diplomatische Ultimaten glaubt, wird er immer nur der Zaungast in einem Spiel bleiben, dessen Regeln Putin längst bestimmt hat.
Interessant, oder? Während Russland Terror als Mittel zur Unterwerfung einsetzt, klammert sich der Westen weiter an die Idee, dass Sanktionen oder Appelle genügen könnten, um Putin in die Schranken zu weisen. Diese Kluft zwischen westlicher Illusion und russischer Realität ist vielleicht das gefährlichste Element in diesem Krieg – und der größte Vorteil für Moskau. Denn Putins Botschaft ist eindeutig: Nicht Verhandlungen, sondern Gewalt und Angst sind die Währung seiner Außenpolitik. Und solange der Westen keine eigene Strategie hat, die diesen Machtwillen bricht, bleibt er Gefangener seiner eigenen Ohnmacht.