Religiöse KGB-Agenten und unpolitische Politiker

Steve Witkoff gibt Tucker Carlson ein Interview

Steve Witkoffs jüngstes Interview mit Tucker Carlson offenbart auf erschreckende Weise, wie tief Donald Trump bereits in die zynische Agenda des Kreml-Herrschers Putin verstrickt ist. Witkoff, Sonderbeauftragter des US-Präsidenten für den Nahen Osten und neuerdings auch zuständig für die undurchsichtigen „persönlichen Beziehungen“ zwischen Trump und Putin, präsentiert Thesen, die nur als weitere gefährliche Illusionen im geopolitischen Machtspiel Putins verstanden werden können.

Witkoff, der als Immobilienmagnat keinerlei politische Erfahrung besitzt, dient Trump als Vertrauensmann in Geschäften, bei denen demokratische Werte keine Rolle spielen, sondern allein monetäre und persönliche Vorteile zählen. Diesen Umstand nutzt Putin gezielt aus. Witkoff schildert in seinem Interview, wie Putin angeblich nach einem Attentatsversuch auf Trump in einer Kirche für ihn gebetet habe – eine Geste, die Witkoff unkritisch als Ausdruck ehrlicher Sympathie wertet. Dass Putin, ein ehemaliger KGB-Offizier, Religion seit jeher lediglich als Mittel zur Machtstabilisierung betrachtet, ignoriert Witkoff geflissentlich.

Die perfide Strategie des Kreml-Diktators geht sogar noch weiter: Laut Witkoff bestellte Putin bei einem russischen Künstler ein Porträt von Trump und ließ es ihm zukommen – eine kalkulierte Schmeichelei, die Trumps maßlose Eitelkeit bedient. Diese Geste ist für Trump und Witkoff scheinbar Legitimation genug, ihre geschäftliche Nähe zum russischen Regime fortzusetzen – völlig ungeachtet der brutalen Kriegsverbrechen, die Russland in der Ukraine, Georgien und Syrien begangen hat.

Witkoff ist weder neutral noch gut informiert. Er war nie Teil amerikanisch-ukrainischer Verhandlungen und verbreitet ausschließlich Putins Narrative und jene Meinung, die innerhalb des Trump-Teams ohnehin vorherrschen. So übernimmt er etwa Putins absurden Mythos, die Bevölkerung der besetzten ukrainischen Gebiete habe sich in „Referenden“ freiwillig Russland angeschlossen. Dass diese „Referenden“ unter russischer Militärbesatzung und Terror durchgeführt wurden, blendet Witkoff konsequent aus. Er erwähnt auch nicht, dass es sich bei den Bewohnern dieser Regionen überwiegend um ethnische Ukrainer handelt, deren Sprache und Kultur der Kreml auszuradieren versucht.

Unverhohlen fragt sich Witkoff, wie man Kiew dazu bringen könnte, seine Verfassung so zu ändern, dass die russische Annexion ukrainischer Gebiete legitimiert würde. Zugleich fordert Putin die vollständige Aufgabe ukrainischer Verteidigungspositionen – Bedingungen, die einer bedingungslosen Kapitulation gleichkommen. Witkoffs Haltung offenbart entweder erschreckende Naivität oder bewusste Kollaboration zur Sicherung eigener Geschäftsinteressen. Denn es geht Trump und Witkoff allein ums Geld – ethische oder demokratische Prinzipien spielen keine Rolle.

Obwohl Witkoff öffentlich Sicherheitsgarantien für die Ukraine erwähnt – inspiriert von einem Vorschlag der Trump-Verbündeten Giorgia Meloni –, ist Putin keineswegs an solchen Garantien interessiert. Ein „Artikel-5-ähnliches“ Bündnis ohne NATO-Mitgliedschaft, das den Westen verpflichten würde, für die Ukraine einzutreten, lehnt Putin kategorisch ab.

Witkoffs Behauptung, die Ukraine sei bereit, Präsidentschaftswahlen abzuhalten, ist schlicht irreführend: Solche Wahlen wären nur nach einer vollständigen Beendigung der Kampfhandlungen möglich, was derzeit nicht absehbar ist. Auch seine vage Hoffnung auf Gespräche in Saudi-Arabien über einen Waffenstillstand im Schwarzen Meer ignoriert die Realität: Putin wird jede Waffenruhe sofort nutzen, um sich militärisch neu aufzustellen und seine Kriegsmaschinerie weiter anzutreiben.

Die Vorstellung, Trump könne ernsthaft etwas mit Putin verhandeln, basiert auf einer fundamentalen Fehleinschätzung: Trump verfügt gegenüber Putin über keinerlei substanzielle Druckmittel außer seinen rein persönlichen und geschäftlichen Interessen. Jede vermeintliche Vereinbarung zwischen Trump und Putin ist daher vollkommen unrealistisch und stellt für die Ukraine und die gesamte liberale Weltordnung eine immense Gefahr dar.

Trumps Gerede, er habe „alles mit Putin geregelt“, bleibt ein gefährliches Hirngespinst, während die Realität düster aussieht: Russland setzt seinen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine unbeirrt fort, und Trump droht, dessen willfähriger Komplize zu werden. Das sollte uns alle alarmieren und zur Wachsamkeit mahnen – denn die Achse Trump-Putin bedroht nicht nur die Ukraine, sondern auch die Zukunft der freien Welt.