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Putins Zeitspiel
Und Trumps gefährliche Selbsttäuschung
Donald Trump hat erstmals angedeutet, dass Russland den Verhandlungsprozess absichtlich in die Länge zieht. Doch er klammert sich weiterhin an die Vorstellung, Wladimir Putin könne zu einem gerechten Frieden bewegt werden. Dabei ignoriert er eine zentrale Realität: Der Kreml nutzt jede Form von Gesprächsbereitschaft als taktisches Mittel, um den Krieg fortzuführen. Putin simuliert Entgegenkommen, um Verwirrung zu stiften und die Entschlossenheit des Westens zu untergraben. Gespräche dienen ihm allein dazu, Zeit zu gewinnen, Truppenbewegungen zu koordinieren und neue Angriffspläne vorzubereiten. Im Best Case bricht ein bedeutender Teil westlicher Unterstützung weg. Im Worst Case läuft alles wie bisher.
Die Farce von Riad: Gespräche ohne Substanz
Das jüngste Treffen in Riad offenbarte einmal mehr die Leere des angeblichen Dialogs mit Russland. Keine Fortschritte, keine gemeinsame Erklärung – stattdessen widersprüchliche Deutungen aus Washington und Moskau. Russland lehnte einen Waffenstillstand offen ab, verlangte aber gleichzeitig weitreichende Zugeständnisse der USA und der Ukraine. Die Behauptung, das Atomkraftwerk Saporischschja sein ein russisches Atomkraftwerk in Russland - es gäbe nichts zu verhandeln, zeigt deutlich: Der Kreml ist sich absolut bewusst wie lächerlich er Trump macht. Dieser hat vorher erzählt, man würde darüber verhandeln dun die Gespräche liefen gut.
Ein echter Verhandlungsprozess ist ausgeschlossen. Wer dies dennoch behauptet, betreibt Augenwischerei. Trump steht vor einer historischen Entscheidung: Entweder er erkennt die Farce und beendet das diplomatische Theater – oder er macht weiter, ohne Konsequenzen zu ziehen. Längst notwendig wäre ein geopolitischer Strategiewechsel: massiver ökonomischer Druck auf Moskau, Sanktionen gegen Unternehmen in China und Indien, die russisches Öl kaufen, sowie eine signifikant erhöhte militärische Unterstützung der Ukraine. Doch Trump verharrt in seiner Illusion – und gefährdet damit die Glaubwürdigkeit der westlichen Führungsmacht.
Putins Bedingungen: Kapitulation statt Kompromiss
Der Kreml unterbreitet keine Angebote, sondern stellt Forderungen: keine weitere ukrainische Mobilmachung, keine westliche Hilfe, keine Verteidigungsmöglichkeiten – bei gleichzeitig ungebremster russischer Aufrüstung. Wer sich darauf einlässt, liefert ein souveränes Land aus. Und sendet ein verheerendes Signal an alle Staaten, die dem westlichen Sicherheitsversprechen noch vertrauen.
Trump scheint dazu bereit – oder unfähig, Putins Kalkül zu durchschauen. Seine wiederholten Versuche, Verhandlungen als diplomatischen Erfolg zu verkaufen, wirken zunehmend wie ein Ablenkungsmanöver von seiner realpolitischen Ohnmacht. Das Resultat ist eine faktische Bankrotterklärung amerikanischer Außenpolitik – mit globalen Folgen.
Die Öffentlichkeit ist weiter als ihr Präsident
Während Trump laviert, erkennt die amerikanische Öffentlichkeit mehrheitlich die Realität: Die Ukraine verteidigt nicht nur sich selbst, sondern die Grundprinzipien der freien Welt. Präsident Selenskyj ist ein legitimer Repräsentant eines demokratischen Staates, Wladimir Putin hingegen ein Aggressor und Kriegsverbrecher.
Die entscheidende Frage lautet nun: Wird Trump den Mut aufbringen, seine eigene Fehleinschätzung einzugestehen? Oder wird er weiter dem Kreml in die Hände spielen?