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Putin verspottet Trump und fordert die Kapitulation der Ukraine
Russland verspottet Trumps Friedensinitiativen als naive Illusion und verlangt die faktische Kapitulation Kiews. Putin spekuliert auf erlahmende US-Hilfe, um die Ukraine langfristig besiegen zu können.
Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat erneut offen zur Schau gestellt, welche Verachtung das russische Regime für den US-Präsidenten Donald Trump empfindet. Dabei ging es um nichts Geringeres als die anhaltende Bombardierung ukrainischen Territoriums. Trump hatte zwar jüngst erklärt, ihm gefielen diese Raketenangriffe nicht, doch Peskow tat das nonchalant ab: Sein Chef Wladimir Putin sei sehr wohl an einer Feuerpause interessiert, allerdings gebe es „Nuancen und Fragen“ – also Bedingungen, die darauf hinauslaufen, dass allein die Ukraine sich zu beugen hat.
In einer fast hämischen Manier erwähnte Peskow explizit, die Ukraine müsse sich „unterordnen“. Für ihn und die Moskauer Führung ist Kiew offenbar keine souveräne Regierung, sondern eine Provinz, die entweder aus Washington oder einem nebulösen „Zentrum“ gesteuert werden soll. In diesem Geist wird auch das vermeintliche „Problem“ der sogenannten nationalistischen Formationen ins Feld geführt, eines von Putins neuen, ständig wiederholten Mantras, das den Kreml bei jeder Gelegenheit als moralische Instanz inszenieren soll. Der Verdacht ist unverkennbar: Putins Russland beharrt auf einem Szenario, in dem die Ukraine die eigene Souveränität aufgibt, damit der Kreml sich gnädig zu irgendeiner Form von Waffenstillstand herablässt.
Waffenpause auf Kosten der Ukraine
Auch zu den Waffenlieferungen an die Ukraine äußerte sich Peskow herablassend: Der Kreml signalisiere nur dann eine vorübergehende Feuerpause, wenn die militärische Hilfe des Westens und die Mobilmachung in der Ukraine ausgesetzt würden. Mit anderen Worten: Eine Feuerpause soll für Russland dienen, weiter aufzurüsten und seine Streitkräfte zu verstärken, während die Ukraine entwaffnet wird – ein Konstrukt, das faktisch die Kapitulation Kiews vorbereitet. Denn wie sähe eine angebliche Waffenruhe aus, wenn Russland alle Freiheiten behält, neue Truppen einzuziehen, während die Ukraine von ihren Waffenlieferanten abgeschnitten wird? Dies würde bedeuten, die Ukraine einem künftigen russischen Besatzungsfeldzug praktisch wehrlos auszuliefern.
Genau das – so legt es der Kreml zynisch offen – sei die Essenz eines Deals, den Trump gerne als seinen diplomatischen Erfolg verkaufen würde. Doch tatsächlich bedeutet es nur, dass Russland der Forderung des US-Präsidenten nach einer 30-tägigen Kampfpause nicht entspricht, sondern stattdessen eine Reihe von Bedingungen diktiert, die nichts anderes als ein langsames Ausbluten der Ukraine vorsehen.
Putins Taktik, Trumps Offenbarung
Man könne kaum so tun, als verstünde Wladimir Putin die Dynamik zwischen militärischer Unterstützung des Westens und dem Überleben der Ukraine nicht. Ganz im Gegenteil: Der russische Präsident setzt darauf, dass Trumps manische Fixierung, sich als Friedensstifter zu inszenieren, irgendwann die USA dazu bringt, Kiew die Unterstützung zu entziehen. Putin hofft offenbar darauf, dass das von Trumps Vorgänger Joe Biden beschlossene Waffenpaket bald aufgebraucht ist und keine weiteren Lieferungen erfolgen – so könnte die russische Armee ihre Eroberungsvorhaben ungehindert fortsetzen.
Die Kernfrage lautet also, wie lang Trump bereit ist, Putins Spiel mitzuspielen. Dass Trump sich von diesen russischen Eskapaden irritiert zeigt, ist längst nicht sicher – noch weniger ist klar, ob er überhaupt realisiert, wie sehr Putins Verzögerungstaktik seinem eigenen Ansehen schadet.
Trumps Unzufriedenheit – und keinerlei Folgen
Nach einem Treffen mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb betonte Trump, er sei „unzufrieden“ mit der russischen Haltung zum Waffenstillstand und man werde „bald miteinander sprechen“. Doch seitdem ist eine Woche vergangen, ohne dass irgendetwas passiert wäre. Mehr noch: Trumps Umfeld rät ihm, offenbar auf Beraterempfehlung, gar nicht erst zum Telefonhörer zu greifen, bevor Putin nicht einer Feuerpause zustimmt – was der Kreml genüsslich ignoriert. Wie Peskows jüngste Äußerungen zeigen, lässt Moskau das Weiße Haus auflaufen und stellt im Gegenzug Maximalforderungen, bei denen die Ukraine praktisch entwaffnet würde.
Die Europäer, die von Trump in dieser Initiative kaum ernsthaft einbezogen werden, haben ohnehin betont, keine Art von Waffenstillstand zu unterstützen, der einer offenen Einladung Russlands gleichkommt, erneut zuzuschlagen. Denn sollte man alle Sanktionen gegen Russland zurückfahren, ohne dass die russischen Truppen das von ihnen besetzte Gebiet verlassen, wäre das nach westlichem Verständnis ein Affront. Putin hingegen ist an keiner ernsthaften Verhandlung interessiert, außer es gäbe drastische Zugeständnisse des gesamten Westens – ein Unterwerfungsszenario, das zu Russlands Traum einer künftigen Kontrolle über die Ukraine passt.
Wie reagieren die USA?
Letztlich muss sich Trump entscheiden, ob er dem russischen Präsidenten weiterhin ergebnislos hinterhertelefonieren möchte oder ob er Druckmittel anwendet, die Putin tatsächlich wehtun. Bisher jedoch zeigt Trump keine Bereitschaft zu energischen Sanktionen oder einer intensiveren Militärhilfe. Stattdessen versucht er, Kiew zu disziplinieren, anstatt Moskau zur Vernunft zu bringen.
Zwar könnten sinkende Ölpreise, ausgelöst durch Trumps protektionistische Politik (Erhöhung von Zöllen auf ausländische Waren), die russische Wirtschaft erheblich belasten. Doch ob diese Entwicklung Putin wirklich zum Einlenken bringt, ist höchst zweifelhaft. Zu sehr spekuliert der Kreml darauf, dass auch der Westen unter sinkendem Wirtschaftswachstum und steigender Arbeitslosigkeit zu leiden hat – womöglich so sehr, dass die Geduld mit der Ukraine erlahmt. Für Putin wäre das eine Win-Win-Situation, da Russland selbst genügend Mittel oder alternative Einnahmequellen auftun könnte, um den Krieg weiterzuführen.
Konfrontation oder Resignation?
So bleibt die Frage, wer dem größeren Druck nachgibt: Bricht Russlands Aggression an den wirtschaftlichen Zwängen und internationalen Gegenmaßnahmen zusammen, oder kippt Trump vor lauter Wirtschaftsproblemen im eigenen Land um und zieht mit sich gleich die militärische und politische Unterstützung für Kiew ins Bodenlose? Denn im Falle einer massiven Krise – ausgelöst durch die von Trump gesteuerten US-Sonderzölle und den globalen Konjunkturabschwung – könnte Washington versucht sein, die Ukraine zu opfern, um das eigene Land zu stabilisieren.
Genau in diesem eskalierenden Abnutzungskrieg liegt das Dilemma der kommenden Monate oder Jahre: Putin setzt auf Zeit, rechnet sich aus, dass Trump und Europa irgendwann genug vom Konflikt hätten. Die Ukraine hofft, dass Russland wirtschaftlich und diplomatisch isoliert bleibt – doch die USA könnten jede Minute als vermeintlicher „Vermittler“ abspringen, wenn Trump glaubt, das politische Kalkül diktiere eine solche Kehrtwende.
Fazit
Der Kreml hat in aller Offenheit klargemacht, dass er keinerlei echtes Interesse an Trumps Dreißigtagewaffenstillstand hat, sondern nur an einer Entmilitarisierung der Ukraine. Das würde einen ungleichen „Frieden“ bedeuten, der jedem russischen Vorrücken die Bahn freimacht. Putins höhnisches Schweigen auf Trumps Gesuche zeigt die wahre Gewichtung: Für den Kreml spielt der US-Präsident gerade die Rolle eines schwankenden Bittstellers, der mit immer neuen Vorschlägen an Moskauer Maximalbedingungen scheitert.
Umso deutlicher wird, wie verheerend es ist, dass der angeblich mächtigste Mann der Welt, Donald Trump, nur Druck auf die Ukraine ausübt, statt den Aggressor ernsthaft in die Schranken zu weisen. Dieses Machtgefälle zwischen einer an russischer Gnade hängenden Friedenspose des Weißen Hauses und einem gnadenlosen Vernichtungswillen des Kreml droht, die Ukraine in die Knie zu zwingen. Kiews Überleben hing bislang davon ab, dass der Westen – zumindest in Teilen – standhaft blieb und Waffen sowie Sanktionen nicht völlig aufgab.
Wenn der US-Präsident jetzt einen Deal um jeden Preis sucht, riskiert er nicht nur den Ruf der Vereinigten Staaten als Verteidigerin der Freiheit, sondern droht die Ukraine in einen kapitulativen Waffenstillstand zu jagen, der dieses Land letztlich unter russische Botmäßigkeit führt. Für Putin aber wäre das nur der Startschuss zu neuen Eroberungszügen – auf Kosten der gesamten europäischen Sicherheit und der globalen liberalen Ordnung, die Trump in fahrlässiger Weise den Füßen des Moskauer Autokraten auszuliefern bereit ist.