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Putins inszeniert Verhandlungs-Theater
Trump spielt die zugedachte Rolle
Nun also doch: In Saudi-Arabien sollen am kommenden Montag Verhandlungen über den russischen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine stattfinden. Doch wer darin einen Lichtblick erkennt, fällt auf eine weitere zynische Täuschungsaktion Putins herein. Wie Keith Kellogg, Sondergesandter des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, klargestellt hat, werden die ukrainischen und russischen Vertreter nicht einmal direkt miteinander sprechen. Stattdessen wird Washington zwischen beiden Seiten pendeln – ein groteskes Verhandlungsformat, das nur einer Seite dient: dem Aggressor im Kreml.
Bezeichnend für Putins wahre Absichten ist allein schon die Wahl seiner Emissäre: Grigori Karasin, ein abgehalfterter ehemaliger Vize-Außenminister, bekannt für seine kompromisslose Linie gegenüber den Staaten des postsowjetischen Raums, und General Sergei Beseda, ehemals Abteilungsleiter im FSB, zuständig für Sabotage und Destabilisierung in der Ukraine. Beide Männer haben keinerlei reale politische Befugnis mehr – geschweige denn einen direkten Zugang zu Putin, der nötig wäre, um substanzielle Vereinbarungen zu treffen. Im Vergleich zum russischen Verhandlungsteam um Medinskij ist das sogar ein Abstieg in die dritte Liga der Emissäre.
Karasins „Erfahrung“ beschränkt sich auf die kompromisslose Durchsetzung russischer Hegemonieansprüche nach 2014, während Beseda sogar verdächtigt wird, die berüchtigten Scharfschützen organisiert zu haben, die während der Maidan-Proteste gezielt Demonstranten erschossen. Dass Putin ausgerechnet diesen Hardlinern nun die Rolle von „Verhandlern“ zuschreibt, offenbart eine einzige Absicht: die Gespräche in die Länge zu ziehen, um militärische Tatsachen zu schaffen, während Donald Trump sich in einem Scheinprozess verzettelt.
Putin setzt darauf, dass Trump in seinem Drang nach öffentlichkeitswirksamen „Deals“ zu einem persönlichen Gipfeltreffen drängen wird. Ein Treffen, das Putin bräuchte, um sich auf der Weltbühne wieder zu legitimieren, während ukrainische Städte in Schutt und Asche gelegt werden. Seht her - ich bombe - und Trump redet mit mir.
Sollte Trump auf solch ein Treffen ohne vorherige Zugeständnisse Putins eingehen, wäre der politische Schaden für die USA immens: Trump hätte offen demonstriert, dass er bereit ist, sich mit einem Kriegsherrn einzulassen, dessen Truppen täglich ukrainische Zivilisten massakrieren.
Die Zielsetzung des Kremlherrschers ist ebenso durchsichtig wie brutal: erstens möchte Putin verhindern, dass das noch aus Zeiten Joe Bidens bestehende Hilfspaket für die Ukraine verlängert wird; zweitens zielt er darauf ab, die amerikanische Militärhilfe komplett zu stoppen und Washingtons geheimdienstliche Unterstützung für Kiew zu kappen. Diesem Ziel dienen seine Handlanger Karasin und Beseda in Saudi-Arabien – als Agenten einer strategischen Verzögerungstaktik, die Trump in endlose Scheingespräche verwickelt. Der Durchbruch soll dann natürlich in einem persönlichen Treffen (vermutlich wieder in Genf vor dem Globus) kommen. Wird er nur nicht.
Geradezu lachhaft wirkt angesichts dessen Trumps unrealistische Vorstellung, man müsse zuerst einen Waffenstillstand herbeiführen, um anschließend ernsthafte Verhandlungen zu führen. Putins Ansatz ist diametral entgegengesetzt: Sein Regime will nicht verhandeln, sondern diktieren, und zwar die bedingungslose Kapitulation der Ukraine. Ein solcher Waffenstillstand, wie Trump ihn sich erträumt, existiert im Kreml-Drehbuch schlichtweg nicht.
Es ist höchste Zeit, dass der Westen aus seiner naiven Illusion erwacht und erkennt: Putin nutzt jeden diplomatischen Vorstoß, jedes angebliche Friedensangebot lediglich, um die Ukraine weiter zu zermalmen und die liberale Weltordnung zu zerstören. Trump dagegen erweist sich erneut als Spielball und Komplize einer mörderischen Autokratie, deren einziges Ziel die Auslöschung einer freien und souveränen Ukraine ist.