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Kim Jong-uns Schiffbruch
Ein Symbol für gescheiterte Ambitionen Nordkoreas
Kim Jong-un hat eine Reihe von Verhaftungen unter den Leitern und Ingenieuren der Werft angeordnet, nachdem der Stapellauf des nordkoreanischen Zerstörers in einer Havarie endete. Das Schiff liegt nun havariert auf der Seite – ein deutliches Symbol für eine Blamage anstelle eines Triumphs. Eine Plane, die das Wrack bedeckt, ist ein kläglicher Versuch, den Schaden zu verbergen.
Während die nordkoreanische Propaganda versucht zu beschwichtigen, ist Kim Jong-un wütend. Er weiß, dass die Welt davon erfahren hat – und dass das Schweigen seiner Propagandisten nutzlos ist, wenn Satellitenbilder die Blamage enthüllen. Wie einst Stalin Ingenieure und Fachleute verfolgte, sucht auch Kim Jong-un Schuldige, um das Gesicht des Regimes zu wahren. Diese Suche nach Schuldigen offenbart die tief verwurzelten Probleme.
Während Nordkorea zwar alte Waffen in Massen produzieren kann, bedarf es für den Bau eines modernen Zerstörers weit mehr: Technologie, Ressourcen und Know-how. All das fehlt in einem Land, das sich seit Jahrzehnten mit Almosen aus Peking und Moskau über Wasser hält. Der Vergleich mit der Sowjetunion liegt nahe: Auch dort scheiterte einst der Traum, mit dem Westen gleichzuziehen, an den eigenen Unzulänglichkeiten.
Kim Jong-un versucht dennoch, aus einer rückständigen Wirtschaft eine moderne Flotte zu schaffen, die Südkorea, Japan und sogar Washington bedrohen könnte. Eine Flotte, die nicht nur lokale Einschüchterung ausstrahlen, sondern auch als globales Druckmittel fungieren soll. Doch die Realität ist ernüchternd – und das Bild des havarierten Zerstörers entlarvt die Grenzen dieser ambitionierten Pläne. Die Technologie, die für solche Projekte nötig ist, lässt sich nicht einfach herbeizaubern. Nordkorea mag Raketen bauen, doch für eine seetüchtige Marine bedarf es mehr als ideologischen Eifer und politischen Willen.
Diese Mischung aus archaischer Masse und atomarer Abschreckung war lange das Erfolgsmodell Kim Jong-uns. Doch nun strebte er nach mehr: eine Rolle als globaler Störer, als Bedrohung für den Westen selbst. Mit dem gescheiterten Zerstörer ist auch dieser Traum untergegangen – vorerst.