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Die neue Appeasement-Falle
Warum ein Rückzug der Ukraine Putins Armee den Weg nach Kiew öffnen würde – und der Westen dabei ist, denselben Fehler wie 1938 zu wiederholen.
Putins Friedensfalle: Wie der Kreml den Westen zum Komplizen machen will
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die wahre Stoßrichtung hinter den Äußerungen des Trump-nahen US-Sondergesandten Steve Witkoff aufgedeckt: Der Kreml sucht keine Friedenslösung, sondern nutzt Gespräche mit Washington als Mittel zur militärischen Erpressung. Witkoffs Verweis auf die „fünf Gebiete“ übernimmt Putins imperialen Sprachduktus – als seien diese bereits russisches Staatsgebiet.
Selenskyj weist zu Recht darauf hin, dass allein das ukrainische Volk über seine Territorien entscheiden kann. Alles andere wäre die Fortschreibung einer verhängnisvollen westlichen Fehleinschätzung: dass Putins Regime durch Verhandlungen zu stoppen sei.
Freie Bahn für die Invasion
Ziel Moskaus ist nicht Anerkennung, sondern die faktische Übergabe befreiter Gebiete durch den Rückzug ukrainischer Truppen. Besonders perfide: Damit würde Kiew gezwungen, seine mühsam errichteten Verteidigungslinien kampflos zu räumen – das wichtigste Hindernis auf dem Weg nach Kiew wäre beseitigt. Die russische Armee könnte anschließend in schlecht befestigte Zonen vorrücken und ihre Invasion ungehindert fortsetzen.
Ein solches Szenario erinnert fatal an das Münchener Abkommen von 1938, in dem die Tschechoslowakei zur Räumung ihrer Grenzbefestigungen gezwungen wurde. Die Wehrmacht nutzte dieses Vakuum, um wenige Monate später das Land zu besetzen. Auch heute droht ein „friedlicher Rückzug“ in eine völlige Übernahme durch das Putin-Regime zu münden.
Die nächste Forderung kommt bestimmt
Putins Salamitaktik ist erprobt: Nach jedem Zugeständnis folgt die nächste Forderung. Schon 2014 wurde in der Ostukraine deutlich, wie der Kreml scheibchenweise neue Realitäten schafft. Die Idee eines „Waffenstillstands“, vermittelt von Trumps Lager, ist nichts weiter als eine Zwischenstation zur völligen Demontage der ukrainischen Staatlichkeit.
Die derzeitige Kontaktlinie ist nicht nur militärisch, sondern zivilisatorisch: Sie trennt das freie Europa von einem Vernichtungsregime. Ein Rückzug ohne Not wäre der erste Schritt zur Selbstaufgabe – mit unübersehbaren Folgen für die gesamte europäische Sicherheitsordnung.
Der falsche Mittler
Steve Witkoff fungiert als trojanisches Pferd Moskaus. Anstatt Putin unter Druck zu setzen, legitimiert er dessen Expansionsansprüche – und liefert Trumps Administration eine vermeintliche Grundlage für einen außenpolitischen „Erfolg“. Doch was hier als „Friedensplan“ verkauft wird, ist in Wahrheit ein Fahrplan zur Kapitulation.

Kein Zentimeter für den Aggressor
Die Ukraine darf keinen Meter ihrer befreiten Gebiete abgeben. Ein „Deal“, der auf Abtretungen basiert, wäre ein Pseudo-Frieden und käme der Preisgabe eines souveränen Staates gleich. Der Westen muss erkennen, dass echte Sicherheit nur durch die Zurückdrängung des Aggressors entstehen kann – nicht durch sein Belohnen.
Wer jetzt auf Verständigung mit Putin setzt, handelt nicht pragmatisch – sondern verantwortungslos. Der Preis wäre nicht nur die Zerschlagung der Ukraine, sondern die Erosion der gesamten regelbasierten Weltordnung.