Die Koalition der Worte

Deklarationen ersetzen keine Taten: Die westliche Koalition muss endlich handeln

Wieder einmal trafen sich die Vertreter der sogenannten „Koalition der Willigen“ in Brüssel, um ihre Unterstützung für die Ukraine im Abwehrkampf gegen den russischen Vernichtungskrieg zu demonstrieren. Und wieder einmal blieb es bei großen Worten. Der britische Verteidigungsminister John Gilly verkündete im NATO-Hauptquartier vier ehrgeizige Ziele:

  1. ein sicherer Himmel

  2. ein sicheres Meer

  3. Frieden zu Land

  4. eine starke ukrainische Armee

So weit, so schön – doch worauf es wirklich ankäme, bleibt auch diesmal im Ungefähren: Wann und unter welchen Umständen sollen die angekündigten Sicherheitsgarantien und Schutztruppen der Koalition tatsächlich in der Ukraine stationiert werden? Und vor allem: Wird das Bündnis bereit sein, diese Präsenz auch gegen den offenen Widerstand des Kremls und ohne Rückendeckung durch die USA durchzusetzen?

US-amerikanischer Rückzug: Der Kreml diktiert, Trump duckt sich weg

Tragisch ist, dass ausgerechnet jene Macht, die einst die liberale Weltordnung garantierte, sich nun mehr und mehr aus der Verantwortung stiehlt. Donald Trump, der zu Beginn seiner neuen Amtszeit noch von Schutztruppen für die Ukraine sprach, schweigt heute dazu – ja mehr noch: Er schließt sogar logistische Unterstützung aus.

Das bedeutet in der Praxis: Wer bereit ist, sich dem Kreml entgegenzustellen – wie einzelne europäische Staaten oder Kanada –, müsste dies auf eigene Faust und ohne Rückendeckung der Supermacht tun. Und das unter dem Risiko, dass Russland solche Missionen jederzeit zur Zielscheibe macht.

Die schöne Rhetorik vom „sicheren Himmel“ – und was sie wirklich bedeuten würde

Was aber bedeuten die erklärten Ziele der Koalition in der Realität? Ein sicherer Himmel – soll das heißen, dass westliche Kampfjets russische Drohnen und Raketen abschießen? Dass sie bereit sind, notfalls russische Bomber zu vernichten, wenn diese ukrainische Städte in Schutt und Asche legen?

Und was bedeutet ein sicheres Meer? Dass europäische Kriegsschiffe im Schwarzen Meer patrouillieren und der sogenannten russischen Marine – de facto einer Seeräuberflotte auf rostigen Schiffen – endlich Einhalt gebieten?

Und der „Frieden auf dem Land“? Ist damit die Entsendung von Koalitionstruppen gemeint – gegen die lautstarke Ablehnung Putins und die demonstrative Passivität Trumps? Oder endet auch dieser Vorschlag als weiteres Opfer westlicher Diskussionsträgheit?

Ohne militärische Schlagkraft bleibt die ukrainische Armee ein Papiertiger

Und schließlich: Die „starke ukrainische Armee“. Ohne substantielle westliche Investitionen bleibt dieses Ziel Makulatur. Es geht nicht um symbolische Summen, sondern um Milliardeninvestitionen, die die Ukraine in den Stand versetzen, nicht nur zu überleben, sondern Russland langfristig abzuwehren.

Dazu braucht es Ausbildung, Logistik, moderne Systeme – und eine Antwort auf die entscheidende Frage: Wo soll diese Ausbildung erfolgen? In Polen? In Rumänien? Oder gar in der Ukraine selbst – was nur mit dauerhafter Präsenz westlicher Soldaten möglich wäre? Das wiederum würde die westliche Allianz unweigerlich zur Zielscheibe russischer Aggression machen – mit oder ohne Waffenstillstand.

Der Elefant im Raum: Trumps gefährlicher Isolationismus

So läuft alles auf die zentrale, derzeit unbeantwortete Frage hinaus: Was tun die Vereinigten Staaten?

Werden sie bereit sein, ihren Platz als Schutzmacht des Westens aufrechtzuerhalten? Oder ziehen sie sich unter Trump endgültig aus der Verantwortung zurück – zugunsten eines geopolitischen Deals mit Putin, den Trump als seinen persönlichen „Friedenscoup“ vermarkten kann?

Ohne die USA bleibt jede Entschlossenheit der „Koalition der Entschlossenen“ ein zahnloser Papiertiger. Dann entscheidet nicht das westliche Bündnis über Frieden und Sicherheit, sondern ein Präsident, der offen diktatorische Regime bewundert, Demokratien diffamiert und seine außenpolitische Linie von einem narzisstischen Geltungsbedürfnis leiten lässt.

Fazit: Ohne radikalen Kurswechsel bleibt der Westen Komplize der russischen Aggression

Die Brüsseler Erklärung mag gut gemeint sein – doch sie führt ins Leere, wenn ihr keine konkrete Umsetzung folgt. Wer die Ukraine verteidigen will, muss sich endlich von der Vorstellung verabschieden, Putin ließe sich mit Absichtserklärungen beeindrucken.

Russland führt einen imperialistischen Vernichtungskrieg. Dieser lässt sich nicht durch Worte stoppen. Nur mit entschlossener militärischer Gegenmacht und politischem Rückgrat wird der Westen zeigen können, dass er es ernst meint – nicht nur mit der Ukraine, sondern mit dem Überleben der liberalen Weltordnung.