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Antalya als Bühne der Unversöhnlichkeit: Lawrow gegen Sybiha

Ein „Dialog“ ohne Gespräch – wie Russlands Außenpolitik auf Putins Vernichtungskurs beharrt und mit Trumps Rückkehr die internationale Isolation durchbrechen will.

Ein "Dialog", der keiner ist – Lawrow und Sybiha in Antalya

Dass Russlands Außenminister Sergej Lawrow und sein ukrainischer Amtskollege Andrij Sybiha beim diplomatischen Forum in Antalya aufeinandertrafen – oder genauer gesagt: eben nicht – zeigt in brutaler Deutlichkeit, wie aussichtslos jede Hoffnung auf einen echten Verhandlungsprozess mit dem Kreml-Regime ist. Bereits der symbolische Rahmen macht dies deutlich: Während Sybiha im Namen eines gerechten Friedens für sein überfallenes Land sprach, wiederholte Lawrow routiniert die altbekannten imperialistischen Narrative aus Moskau – und bewies damit erneut, dass der russische Vernichtungskrieg gegen die Ukraine nicht verhandelbar ist, weil er kein Konflikt um Kompromisse, sondern ein ideologisch motivierter Auslöschungsfeldzug ist.

Antalya 2025 – wie schon 2022: Das diplomatische Trugbild

Dass beide Außenminister – Sybiha wie Lawrow – auf demselben internationalen Forum auftraten, erinnert an ein bitteres Déjà-vu: Schon 2022, kurz nach Beginn des Großangriffs auf die Ukraine, hatte sich Lawrow mit seinem damaligen ukrainischen Amtskollegen Kuleba zu einem Gespräch „aus Respekt vor dem Gastgeber“ bereit erklärt – nicht aus echtem Interesse an einer Lösung. Damals wie heute war die Gesprächsunfähigkeit des russischen Regimes offensichtlich. Es ging nie um Dialog, sondern darum, Moskaus Gewaltanspruch zu legitimieren und Zeit für neue Offensiven zu gewinnen.

Keine Begegnung, keine Gesprächsbasis – nur zwei unvereinbare Weltbilder

Dieses Mal kam es nicht einmal zu einem formalen Treffen. Lawrow unterstrich demonstrativ, dass es "keinen Kontakt" mit Sybiha gegeben habe – "nicht einmal eine Minute". Doch selbst die getrennten Reden der beiden Außenminister reichten, um die Kluft zwischen beiden Staaten als unüberbrückbar offenzulegen. Während Sybiha von einem Ende des Krieges noch in diesem Jahr sprach – unter der Bedingung eines gerechten Friedens –, stellte Lawrow die gesamte Existenz der Ukraine als souveräne Nation erneut infrage. Wer Zweifel an der Verhärtung russischer Positionen hatte, musste nur zuhören.

Die alte Kreml-Leier: Lügen über „russische Minderheiten“ und „russisches Volk“

Lawrow beschwor – einmal mehr – den Mythos von angeblich unterdrückten russischen Minderheiten in der Ukraine. Alles Russische werde zerstört, behauptete er: Sprache, Kultur, Medien. Und wie stets in Putins Propagandanarrativ, betonte er, es gehe Russland nicht um Territorium, sondern um „das Volk“, das diese Gebiete aufgebaut habe – womit er implizit die Ukraine als kolonialen Missbrauchsfall des „russischen Mutterlandes“ darstellte. Wer noch glaubte, Moskau könne jemals einen souveränen ukrainischen Staat akzeptieren, bekam hier die endgültige Absage.

Ablehnung jeder Friedenssicherung – und das westliche Feindbild

Besonders zynisch geriet Lawrows Ablehnung jeglicher westlicher Friedenssicherung, etwa durch europäische Beobachtermissionen. Macron, Starmer, von der Leyen? Allesamt Handlanger eines angeblichen Plans, das „Regime in Kiew“ zu retten. Der russische Außenminister sprach offen von einem „Projekt zur Machterhaltung“, das mit Frieden nichts zu tun habe – und bezeichnete Präsident Selenskyj als jemanden, der internationale Verpflichtungen nicht respektiere. Es ist der typische russische Duktus: Täter-Opfer-Umkehr in Reinform, verbunden mit einer pauschalen Diffamierung aller westlichen Bemühungen um Stabilität.

Ein neuer Ton: Trumps Rolle in Russlands Isolationsdurchbrechung

Neu – und nicht weniger alarmierend – war Lawrows Versuch, den Dialog mit den USA unter Donald Trump als konstruktiv darzustellen. Dabei betonte er mehrfach, dass dieser Dialog „auf Vorschlag von Trump“ initiiert worden sei. Mit kaum verhohlener Genugtuung ließ er durchblicken: Moskau sieht in Trumps Rückkehr den Schlüssel zur internationalen Rehabilitierung. Ein Ex-Präsident, der „zur Normalität“ zurückkehren wolle und die „Blamage Amerikas“ durch eine konfrontative Russlandpolitik beenden wolle – so zitiert Lawrow sinngemäß dessen Position. Putin genießt das Signal: Die Isolation war nie ernst gemeint, der nächste Weg in den Salon ist schon offen.

Der Energie-Waffenstillstand – ein Abkommen, das nie existierte

Ein besonders zynisches Detail: Sybiha erinnerte daran, dass Russland auch das sogenannte Energie-Waffenstillstandsabkommen permanent verletzt – ein Abkommen, das angeblich auf Trumps Initiative zurückging. Gleichzeitig warf Lawrow – wie gewohnt – der Ukraine Vertragsbruch vor. Es ist ein Muster: Der Aggressor setzt sich selbst ins moralische Recht, beschuldigt das Opfer und stützt sich dabei auf angebliche Vereinbarungen, die nie substanziell existierten – oder nur in der Kreml-Fiktion.

Zwei Außenminister, zwei Welten – und ein Krieg auf dieser Erde

So standen sich in Antalya zwei Außenminister gegenüber, die aus völlig unterschiedlichen politischen Welten zu stammen schienen. Auf der einen Seite Sybiha, der ein gerechtes, regelbasiertes Friedenskonzept im Namen der freien Welt vertrat. Auf der anderen Seite Lawrow, der eine politische Realität beschwor, in der das Völkerrecht nichts gilt, westliche Strukturen als Bedrohung erscheinen und Russlands Imperium als historische Notwendigkeit verkauft wird.

Dass ein Treffen nicht stattfand, war letztlich nur folgerichtig. Denn worüber sollte gesprochen werden mit einem Regime, das in Trumps Schatten auf neue Chancen zur Auslöschung der Ukraine wartet?

Fazit: Kein „Frieden“ mit Putins Ideologie

Was das Forum von Antalya gezeigt hat: Solange das Putin-Regime an der Macht ist, wird es keinen Frieden mit Russland geben – keinen, der diesen Namen verdient. Wer jetzt noch von Kompromissen spricht, verkennt die Realität: Es gibt keine gemeinsame Basis, keinen kleinsten gemeinsamen Nenner. Es gibt nur die Alternative zwischen einem Sieg des freien Europa – oder seiner Kapitulation vor der neuen Achse des Autoritarismus.

In Antalya wurde kein Dialog geführt – sondern ein Abgrund sichtbar.