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Angriff auf Engels: Russlands Kriegsblamage und die Konsequenzen

Wenn eine "spezielle Militäroperation" zur Katastrophe wird

Ein weiteres Symptom von Putins Schwäche
Der erneute Drohnenangriff auf den russischen Militärflugplatz Engels, wo die Luftwaffe des Kreml ihre strategischen Bomber stationiert, spricht Bände: Russlands umfassende Kriegsmaschinerie und dessen angeblich allgegenwärtige Luftverteidigung erweisen sich einmal mehr als löchriges Konstrukt. Selbst weit im Landesinneren ist das Regime offensichtlich unfähig, seine Kerninfrastruktur zu schützen. Während Moskaus Propaganda seit Jahren behauptet, Russland stehe für Stabilität und unantastbare Sicherheit, führt diese Attacke vor, wie brüchig Putins System tatsächlich ist.

Für Putin ist das nicht nur eine militärische Blamage. Es ist ein Schlag gegen den Mythos, der Kreml könne jederzeit bestimmen, wo und wie weit der Krieg gegen die Ukraine eskaliert. Die Botschaft aus Kiew lautet: Auch scheinbar „unantastbare“ Stützpunkte in Russland sind kein Tabu mehr, solange Putins Streitkräfte Terrorangriffe gegen die Ukraine fliegen.

Strategie des Terrors – und die Gegenschläge der Ukraine
Seit Beginn dieser Invasion verfolgt Moskau eine Terrorlogik gegen die ukrainische Bevölkerung: systematische Zerstörung von Städten, Infrastruktur und Wohnvierteln. Indem die Ukraine nun militärische Einrichtungen weit hinter der Front attackiert, demonstriert sie der Weltöffentlichkeit, dass das Regime in Moskau keinen Freibrief für permanenten Raketenbeschuss ukrainischer Städte haben kann. Der Flugplatz Engels ist nicht bloß irgendeine Basis: Von hier starteten russische Bomber, um gezielt zivile Ziele in der Ukraine zu bombardieren.

Diesen russischen Terrorattacken steht bislang nur ein teils zögernder Westen gegenüber. Zwar unterstützt man Kiew mit Waffen und humanitären Hilfen, doch die europäische Abhängigkeit von russischen Energierohstoffen und diverse innenpolitische Rücksichten verhindern bis heute, dass Moskau den Preis seiner Aggression wirklich spürt. Trotzdem gelingt es der Ukraine immer wieder, Putins Schein-Omnipotenz zu entlarven.

Russlands Fehleinschätzung und unzulängliche Ressourcen
Die Tatsache, dass selbst Russlands wohl wichtigste strategische Flugplätze verwundbar sind, verdeutlicht Moskaus chronische Unterschätzung der ukrainischen Widerstandskraft. Während Putins Befehlshaber riesige Frontabschnitte in der Ost- und Südukraine halten, fehlt es offensichtlich an einer funktionierenden Verteidigung im eigenen Hinterland. Die russische Militärführung ist militärisch wie logistisch restlos überfordert und fokussiert sich starrsinnig auf das Erobern weiterer Gebiete in der Ukraine, statt die Schutzlücke auf eigenem Territorium zu schließen.

Für Kiew ist die Botschaft klar: Gelingt es, Russlands militärische Strukturen hinter der Front zu beschädigen, wird der Kreml noch stärker an Unterstützung und Loyalität verlieren. Im Inneren Russlands rumort es, weil die marode Armee offenkundig nicht in der Lage ist, die großspurig verkündeten Kriegsziele zu verwirklichen. Das führt zu wachsender Nervosität in Moskau – welche in neuen Eskalationsakten gegen die Ukraine münden kann.

Putins Krieg, der Westen und die bröckelnde Selbstinszenierung
Putins Strategie der Zermürbung zielt seit Beginn auf die Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit. Doch je länger dieser Krieg andauert, desto stärker tritt seine eigene Schwäche zutage: Eine Großmacht, die einen angeblich zügigen „Spezialeinsatz“ ansetzt und stattdessen eine quälende, verlustreiche Auseinandersetzung führt, demaskiert sich vor aller Welt.

Zudem zeigt der Angriff auf Engels einmal mehr, dass es für Moskau keine sicheren Rückzugsgebiete gibt. Auch die Behauptung, man kämpfe „nur“ um vermeintlich „russische“ Gebiete in der Ukraine, zerfällt, wenn russische Luftwaffenbasen im eigenen Kernland attackiert werden können. Das rückt die Frage wieder in den Mittelpunkt, ob der Westen den Zeitpunkt verpasst, Putins Ambitionen konsequent zu blockieren. Bis heute nähren einzelne europäische Staatschefs Illusionen, man könne über Verhandlungen einen Ausgleich finden. Wer aber Russlands systematische Vernichtungsagenda kennt, weiß, dass Putin nur echte Stärke und klare Grenzziehung beeindruckt.

Trumps fatale Aussicht und Europas Verantwortung
Während Russland sein eigenes Territorium nicht schützen kann, spekuliert der Kreml gleichzeitig auf eine erneute politische Wetterwende im Westen – namentlich in Washington. Putins Kalkül: Mit Donald Trump im Weißen Haus sei ein amerikanischer Kurswechsel denkbar, der der Ukraine die Waffenhilfen entzieht und Moskau in die Hände spielt. Aus Putins Sicht hat Trump mehrfach signalisiert, die Ukraine sei „verzichtbar“, wenn es um die „Größe Amerikas“ und „Deals“ ginge. Diese fatale Aussicht unterstreicht, wie notwendig eine klare solidarische Linie Europas gegenüber Kiew ist.

Doch noch immer wirken in Europa die mentalen Altlasten der Beschwichtigung nach. Man zögert bei dringend benötigten Waffensystemen für die Ukraine – in der Sorge, dies könne den „Konflikt eskalieren“. Russlands Bomben auf die Ukraine eskalieren ohnehin täglich weiter. Und spätestens mit dem Drohnenangriff auf Engels sehen wir, dass auch Russland von sich aus zu keiner Deeskalation bereit ist.

Schluss: Keine Atempause für den Aggressor
Putin hat mit seiner Invasion jeden europäischen Friedensgrundsatz gebrochen und führt einen Vernichtungskrieg gegen die ukrainische Nation. Der neueste Angriff der Ukraine auf den Militärflugplatz Engels zeigt die logische Konsequenz: Wer im großen Stil Mord und Zerstörung in Nachbarländern sät, muss erkennen, dass seine eigene Hemisphäre kein Schutzraum mehr ist.

Europa und die freie Welt müssen ihre Lektion daraus ziehen: Einem Aggressor, der sich auf Terror, Lügenpropaganda und Drohgebärden verlässt, begegnet man nicht mit Naivität oder halbherzigen Sanktionen, sondern mit konsequenter Unterstützung seines Opfers. Jede Verzögerung oder Abwartehaltung verlängert das Morden. Der Schlag gegen Engels belegt, dass Putins Regime längst in einer Eskalationsfalle steckt. Wer – wie viele westliche Beobachter – noch immer zögert, der Ukraine die Mittel zur Selbstverteidigung bereitwillig zu geben, übersieht, dass nur eine klare Abwehrfront den Kreml in die Knie zwingen kann.

Die Attacke auf Engels ist kein isoliertes Ereignis. Sie ist der unmissverständliche Indikator einer sich verschiebenden Kräftebalance. Der Ukraine gelingt es, dem russischen Aggressor seine verwundbarste Flanke – das eigene Territorium – vor Augen zu führen. Jetzt zeigt sich, wie ernst es Europa und den USA mit der Verteidigung der liberalen Ordnung ist. Nur wer den Bruch mit der illusionsbeladenen Zaghaftigkeit vollzieht, verhindert, dass Putins Vernichtungsmaschinerie weiter wütet – in der Ukraine und darüber hinaus.